Asien auf dem Teller

Text: Julia Wildemann / Rezeptfotos Wareniki & Coleslaw: Sina Fröhlich

Asien auf dem Teller

Schmackhafte Vielfalt von Nowosibirsk bis Tokio

Wer beim Gedanken an die asiatische Küche ausschließlich an gebratene Nudeln vom chinesischen Imbiss des Vertrauens denkt, sollte seinen kulinarischen Horizont dringend erweitern. Denn in kaum einer Region kommen abwechslungsreichere Gerichte auf den Tisch wie in Asien jenseits des Uralgebirges. Der größte Kontinent der Erde umfasst ein Drittel der gesamten Landmasse – knapp 44 Milliarden Quadratkilometer – und 46 eigenständige Staaten, die alle mit ganz eigenen Rezepten punkten. Auf den folgenden Seiten werfen wir einen Blick in die Kochtöpfe der unterschiedlichen Länder und nehmen einzelne Zutaten etwas genauer unter die Lupe. Viel Spaß beim Nachkochen!

Russland

Liebhaber von Deftigem

Russland ist mit über 17 Millionen Quadratkilometern das größte Land der Welt. Ab dem 18. Jahrhundert verband die Eisenbahn die wichtigen Städte und Regionen. Dank des gut ausgebauten Schienennetzes konnten sich die lokalen Kochgewohnheiten gegenseitig beeinflussen und es entstand eine gesamtrussische Küche. Besonders beliebt sind Fischgerichte, verschiedene Brotvarianten, Rezepte mit Pilzen, Suppen und sauer eingelegtes Gemüse. Nationalgericht sind Teigtaschen, die kreativ gefüllt werden. Wareniki sind die süßen Schwestern der herzhaften Pelmeni.

Sommerzeit = Nektarinenzeit

Ab Juni wartet das vielseitige Steinobst in den Regalen der Obsthändler. Es punktet nicht nur mit seinem frisch-fruchtigen Geschmack, sondern kann auch mit gesunden Inhaltsstoffen punkten. Vitamin A stärkt das Sehvermögen, Vitamin E schützt die Zellen vor vorzeitiger Alterung und Vitamin K wirkt sich positiv auf das Herz-Kreislaufsystem aus. Sekundäre Pflanzenstoffe wie Quercetin beugen Stimmungstiefs vor und sorgen für gute Laune. Dank ihres hohen Kalium-Gehaltes wirken Nektarinen außerdem sanft entwässernd.

Wareniki

Russische Teigtaschen
mit süßer Füllung

Zutaten für 25 Stück

500 Gramm Nektarinen

6 EL Zucker

200 Gramm Weizenmehl

150 ml Wasser

¼ TL Salz

So wird’s gemacht
Nektarinen halbieren, Stein entfernen und das Fruchtfleisch in kleine Würfel schneiden. Mit dem Zucker mischen und eine Stunde ziehen lassen. Mehl mit Wasser und Salz zu einem glatten Teig verkneten. Teig dünnausrollen und Kreise ausstechen. Mit Nektarinenstückchen füllen, Hälften zusammenklappen und Ränder mit einer Gabel zusammendrücken. Leicht gesalzenes Wasser in einem Topf zum Kochen bringen, Hitze reduzieren und die Teigtaschen 3 bis 5 Minuten ziehen lassen. Wenn sie an der Oberfläche schwimmen, sind sie gar. Die restlichen Kirschen Nektarinen in einen Topf geben, aufkochen und einreduzieren lassen. Bei Bedarf mit Speisestärke abbinden. Wareniki mit dem Kompott servieren.

Oman

Kulinarik aus 1001 Nacht

Der arabische Raum reicht von der nordafrikanischen Küste Marokkos über Ägypten bis in den Nahen Osten. Dementsprechend vielfältig ist auch die Küche der Region. Typisch sind aromatische Gewürze, die dank intensiver Handelsbeziehungen mit Indien in den jeweiligen Ländern bereits vor Jahrhunderten erhältlich waren. Vorspeisenvariationen – sogenannte Mezze – stimmen in Begleitung von Hummus, eingelegten Oliven und Fladenbrot auf den nächsten Gang ein. Als Hauptgericht werden Geflügel oder Lamm zusammen mit Reis oder Hülsenfrüchten serviert. In den Küstenregionen kommt auch frischgefangener Fisch auf den Tisch. Den Abschluss bilden zuckersüßes Baklava mit Blätterteig, Datteln und Nüssen oder Cremes aus gekochter Milch.

Kurkuma

Beliebtes Gewürz in der Küche Arabiens: Kurkuma. Die knallgelbe Power-Wurzel gehört zur Familie der Ingwergewächse und schmeckt leicht bitter. Sie enthält ätherische Öle und Curcumin, das antioxidativ und entzündungshemmend wirkt.

Hähnchen-Kabsa

Reispfanne aus dem Oman

6 Hähnchenschenkel

2 Fleischtomaten

ein EL Tomatenmark

Salz & Pfeffer

2 EL Olivenöl,

2 Zwiebeln

4 Knoblauchzehen

2 EL geriebener Ingwer

2 Möhren

1 TL Kreuzkümmel

1 TL gemahlener Koriander

½ TL Kurkuma

2 Zimtstangen

2 Lorbeerblätter

750 ml Hühnerbrühe

75 Gramm Rosinen

75 Gramm ganze Cashewkerne

Schale & Saft einer Orange

So wird’s gemacht
Ofen auf 200°C vorheizen. Hähnchen mit Salz und Pfeffer würzen. Bei mittlerer Hitze von allen Seiten anbraten und im Anschluss 20 Minuten im Ofen garen. Zwischenzeitlich Zwiebeln, Knoblauch und Ingwer zerkleinern. Karotten in dünne Scheiben schneiden und mit Zwiebeln, Knoblauch, Ingwer, Kreuzkümmel, Koriander und Kurkuma 5 Minuten in einem Topf anschwitzen. Gewürfelte Tomaten, Tomatenmark, Orangensaft und -schale, Hühnerbrühe, Zimtstangen und Lorbeerblätter hinzugeben und zum Kochen bringen. Reis hinzugeben und 20 Minuten köcheln lassen. Einige Minuten vor Ende der Kochzeit Rosinen hinzugeben. Mandeln in einer Pfanne anrösten. Gemüse-Reis-Mischung mit dem Hähnchen auf einer Servierplatte anrichten und mit den gerösteten Mandeln toppen.Ofen auf 200°C vorheizen. Hähnchen mit Salz und Pfeffer würzen. Bei mittlerer Hitze von allen Seiten anbraten und im Anschluss 20 Minuten im Ofen garen. Zwischenzeitlich Zwiebeln, Knoblauch und Ingwer zerkleinern. Karotten in dünne Scheiben schneiden und mit Zwiebeln, Knoblauch, Ingwer, Kreuzkümmel, Koriander und Kurkuma 5 Minuten in einem Topf anschwitzen. Gewürfelte Tomaten, Tomatenmark, Orangensaft und -schale, Hühnerbrühe, Zimtstangen und Lorbeerblätter hinzugeben und zum Kochen bringen. Reis hinzugeben und 20 Minuten köcheln lassen. Einige Minuten vor Ende der Kochzeit Rosinen hinzugeben. Cashews in einer Pfanne anrösten. Gemüse-Reis-Mischung mit dem Hähnchen auf einer Servierplatte anrichten und mit den gerösteten Cashews toppen.

Indien

Würzig, würziger, Indien

Indische Küche = Curry? Stimmt, aber Indien hat kulinarisch noch mehr zu bieten als die gut gewürzten Ragouts. Bedingt durch Geographie, Klima und religiöse Einflüsse sind die Kochgewohnheiten sehr abwechslungsreich. Beliebt sind vegetarische Gerichte, in denen Zucchini, Karotten und Co. die Stars auf dem Teller sind. Unterschieden wird zwischen sechs Geschmäckern: süß, sauer, salzig, würzig, bitter und zusammenziehend. Eine Mahlzeit gilt dann als ausgeglichen, wenn alle Geschmacksrichtungen vorhanden sind. Eine Herausforderung, die mit Hilfe von zahlreichen Gewürzen und säuerlichen Chutneys oder Pickels gemeistert wird.

Superfood Kohl

Kohl ist dank seiner zahlreichen essentiellen Nährstoffe ein wahres Superfood. Bioflavonoide und Chlorophyll schützen die Zellen, Glukosinolate schwemmen Giftstoffe aus dem Körper. Weißkohl enthält außerdem viele Ballaststoffe, fördert also die Verdauung und sorgt für ein langanhaltendes Sättigungsgefühl. Überraschung: 200 Gramm Weißkohl decken mit rund 95 Milligramm fast den gesamten Vitamin-C-Tagesbedarf.

Indischer Coleslaw

Kohl trifft feurige Chilis

Zutaten:

1 Chilischote

75 Gramm Kokosraspeln

20 Gramm Koriander

2 Möhren

2 Zwiebeln

½ Weißkohl

2 Limetten

4 TL Senfkörner

2 TL Koriandersamen

5 TL Currypulver

4 EL Kokosöl

2 Knoblauchzehen

Salz & Pfeffer

So wird’s gemacht
Kohl waschen, vierteln und in feine Streifen schneiden. Möhren schälen und grob raspeln. Chili in Ringe schneiden. Wer es weniger scharf mag, halbiert die Schote und entfernt vor dem Zerkleinern die Kerne. Zwiebel schälen, halbieren und in Ringe schneiden. Knoblauch schälen und fein hacken. Alle Zutaten in einer Schüssel mischen und mit Salz und Pfeffer würzen. Mandeln grob hacken, mit den Kokosraspeln rösten und beiseitestellen. Senfsamen, Koriandersamen und Currypulver in Kokosöl anbraten. Kohlmischung hinzugeben. Limette auspressen. Kohl mit Saft abschmecken. Nussmischung hinzugeben. Alles 3 bis 4 Minuten anschwitzen. Lauwarmen Salat in eine Schüssel füllen und mit Koriander garnieren. 

Japan

Unkomplizierte Reis-Snacks für unterwegs

Die Küche Japans ist bekannt für saisonale Zutaten, traditionelle Rezepte und kunstvolles Anrichten. Kulinarischer Exportschlager: Sushi. Mit Abstand wichtigstes Nahrungsmittel ist Reis. Er wird in Japan seit rund 2.000 Jahren angebaut und gilt als Nationalsymbol. Entscheidend ist jedoch die Herkunft, importierter Reis gilt als minderwertig. Neben Reisgerichten greifen Japaner gerne zu Suppen in unterschiedlichsten Varianten. Ob klare Brühe, Misosuppe oder Ramen mit Nudeln – hier wird gelöffelt was das Zeug hält. Beliebt ist auch Tsukemono, in Salzlake, Miso- oder Reisbrühe eingelegtes Gemüse.

Algen

Die Süßwasser-Algen Chlorella, Spirulina und Afa punkten wie Braunalgen mit einem wertvollen Nährstoffcocktail aus Antioxidantien, Eiweißen, Omega-3-Fettsäuren, Chlorophyll, Kalzium, Magnesium, Kalium, Zink, Eisen, Selen und Vitaminen. Sie enthalten außerdem Fucoidan, das entzündungshemmend wirkt und vor Rheuma, Arthrose, Nierenschwäche sowie Darmkrankheiten schützt. Als natürlicher Blutverdünner beugen Algen Thrombosen vor, senken einen zu hohen Cholesterinspiegel und können sich auch positiv auf Migräne auswirken.

Onigiri

Reisbällchen aus Japan

Zutaten für zehn Stück:

 500 g gekochter Reis

20 g Furikake (Reisgewürz)

10 Blatt Nori

(Esspapier aus Speisealgen)

So wird’s gemacht
Reis laut Packungsanweisung kochen und 20 Minuten abkühlen lassen. Mit Furikake würzen. Eine kleine Schüssel mit Wasser füllen. Reis mit angefeuchteten Händen oder einem Onigiriformer zu handlichen Bällchen formen. Noriblätter in Streifen schneiden und um die Onigiri wickeln. Zeitnah verzehren. Itadakimasu – Guten Appetit!

China

Kochen mit den Elementen

Jede der 23 chinesischen Provinzen hat ihre eigene Regionalküche, die sich stark voneinander unterscheiden: beispielsweise die scharfe Xiang-Küche aus Hunan, die nordostchinesische Lu-Küche, die für ihre vielseitigen Teigwaren bekannt ist, oder die kantonesische Yue-Küche, die auf exotische Zutaten wie Insekten setzt. Besonders beliebt ist Schweinefleisch, dicht gefolgt von Huhn, Rind und Ente. Milchprodukte sucht man in den chinesischen Küchen vergeblich. Grund ist die innerhalb der Bevölkerung weitverbreitete Laktoseintoleranz. Neben Farbe, Aroma und Würze liegt der Fokus auf der Konsistenz sowie dem harmonischen Gesamteindruck eines Gerichtes. Eine wichtige Rolle spielen die Fünf Elemente: Holz = sauer, Feuer = bitter,­ Erde = süß, Metall = scharf, Wasser = salzig.

Knoblauch

Knoblauch verleiht herzhaften Speisen nicht nur ein würziges Aroma, sondern ist auch gesund. Die Knolle im XS-Format enthält zahlreiche Vitamine und Nährstoffe wie Vitamin C, Selen, Mangan und Eisen. So stärkt er das Immunsystem, senkt das Krebsrisiko und optimiert die Herzgesundheit.

Da Pan Ji

Rippchen aus dem Land des Lächelns

Zutaten:

2 kg Schweinerippe

75 ml Sojasauce

6 EL Honig

4 EL Hoisin-Sauce

2 EL Reisessig

2 EL Reiswein

2 Knoblauchzehen

Pflanzenöl

So wird’s gemacht
Rippchen waschen, trocken tupfen und nebeneinander in eine ofenfeste Form legen. Sojasauce mit Honig, Hoisinsauce, Reisessig, Reiswein und Knoblauch mischen. Rippchen mit großzügig mit der Marinade bepinseln. Abgedeckt mindestens 6 Stunden kaltstellen. Im vorgeheizten Ofen bei 200°C Ober- und Unterhitze 25 Minuten backen. Zwischendurch mit der Marinade bepinseln.

Vietnam

Veggie-Liebe & Experimentierfreude

Die vietnamesische Küche ist geprägt von chinesischen, thailändischen und indischen Einflüssen. Auch kulinarische Spuren der ehemaligen Kolonialmächte sind in Form von Baguettes, Croissants und Kaffee bis heute zu finden. Grundnahrungsmittel sind Reis, Reisnudeln und unterschiedlichste Gemüsesorten. Nationalgericht ist die Pho, eine kräftige Brühe mit Einlage. Charakteristisch für die vietnamesische Küche sind die experimentierfreudigen Fleischgerichte. In den Kochtopf wandern fast alle genießbaren Tiere, auch Insekten. Tabus gibt es keine!

Ingwer

Ob als frisch aufgebrühter Tee oder Zutat in herzhaften Gerichten – Ingwer gilt besonders im asiatischen Raum als Heilmittel. Die scharfe Wurzel enthält ätherische Öle, Gingerol, Harz und Harzsäuren. Sie ist außerdem reich an Vitamin C, Magnesium, Eisen, Kalzium, Kalium, Natrium und Phosphor. Ingwer hemmt zudem die Vermehrung von Viren und wirkt antibakteriell, kann also eine gesunde Darmflora beitragen. Seine Schärfe regt darüber hinaus die Durchblutung und den Kreislauf an.

Vietnamesische Pho

Glück in der Schüssel

Zutaten:

1 Zwiebel

1 Bund Frühlingszwiebeln

2 Knoblauchzehen

4cm Ingwer

2 Zimtstangen

2 Sternanis

2 Liter Gemüsebrühe

400 Gramm Reisnudeln

250 Gramm Tofu

4 EL Sojasoße

2 Limetten

Chiliflocken

So wird’s gemacht
Zwiebel schälen und würfeln. Frühlingszwiebeln waschen und in Ringe schneiden. Knoblauch und Ingwer schälen und fein reiben. Zwiebel mit neutralem Öl in einem Topf anbraten. Knoblauch, Ingwer, Zimt und Sternanis hinzugeben. Topfinhalt mit Gemüsebrühe ablöschen und mindestens 15 Minuten köcheln lassen. Währenddessen die Reisnudeln laut Packungsanweisung zubereiten. Tofu in Würfel schneiden. Zimtstange und Sternanis entfernen. Tofu in der Brühe erwärmen. Sojasoße hinzugeben. Reisnudeln und Tofu auf vier Schalen verteilen und mit Brühe auffüllen. Nach Belieben blanchiertes Gemüse und mit Frühlingszwiebeln, Chiliflocken und Limettenachteln toppen.