Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis

Interview: Melanie Heider / Fotos: Sina Fröhlich

Kyrillos Kaioglidis, Bürgermeister der Stadt Hilchenbach

Mit dem Bürgermeister durch Hilchenbach

Kyrillos Kaioglidis, Stadt Hilchenbach

Seit 1971 ist Kyrillos Kaioglidis in Hilchenbach zu Hause. 2005 startete er seine berufliche Laufbahn in der Verwaltung der Stadt Hilchenbach, war Fachkraft für Tourismus- und Stadtmarketing, Standesbeamter und zuletzt seit 2016 Leiter der Stabsstelle Stadtmarketing, Tourismus und Wirtschaftsförderung. Seit 2020 ist er Bürgermeister. Als Architekt der Stadt möchte er im Dialog mit Allen gemeinsame Visionen für Hilchenbach entwerfen und umsetzen.

Herr Kaioglidis, seit 2020 sind Sie Bürgermeister der Stadt Hilchenbach. War Ihre Kandidatur schon länger geplant?

Das Amt des Bürgermeisters war tatsächlich nie mein oberstes Karriereziel. Die Kandidatur hat sich einfach aus meiner täglichen Arbeit als Bindeglied zwischen BürgerInnen und Kommunalpolitik ergeben. Denn diese Verbindung lebe ich. Anfangs waren es vor allem die Zusprüche von BürgerInnen und KollegInnen, die mich dazu bewegt haben, mir selbst einmal Gedanken zu machen, ob ich dem Anspruch gerecht werden könnte. Dabei habe ich mich intensiv mit meiner Familie beraten. Der Antritt zur Wahl war also eine gut überlegte und bewusste Entscheidung. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass mir eine große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger ihre Stimme gegeben hat.

Das Amt brachte neue Aufgaben mit sich …

Die Stadtverwaltung Hilchenbach ist seit über 15 Jahren mein berufliches Zuhause. Lange Zeit habe ich die Bereiche Stadtmarketing, Tourismus und Wirtschaftsförderung geleitet. Als Standesbeamter durfte ich zudem viele Paare an den schönsten Plätzen Hilchenbachs trauen – zum Beispiel in den Trauzimmern der Wilhelmsburg oder der Ginsburg. Nach über einem Jahr Amtszeit als Bürgermeister kann ich sagen: Es sind abwechslungsreiche Arbeitstage, aber es macht mir Spaß. Viele Projekte sind mir nicht fremd, wie unsere Stellung als Klimaschutzkommune oder der Kulturelle Marktplatz in Dahlbruch. Es ist eine große Herausforderung für mich, das Bauprojekt „geerbt“ zu haben und es während meiner Amtszeit zur Fertigstellung zu begleiten. Generell gilt bei mir: Je mehr Kräne im Stadtgebiet zu sehen sind, desto glücklicher ist der Bürgermeister.

Welche Auffassung haben Sie von den Aufgaben als Bürgermeister?

Um im Bild mit den Kränen zu bleiben: Ich sehe mich als Architekt der Stadt. Das bedeutet für mich jedoch, nicht meine eigenen Ideen am Bedarf vorbei zu planen, sondern zusammen mit BürgerInnen Visionen für Hilchenbach zu entwickeln, z.B. im Rahmen des Integrierten kommunalen Entwicklungskonzeptes (IKEK). Neben Infrastrukturprojekten möchte ich echte Brücken zwischen BürgerInnen und Verwaltung bauen und auch das Ehrenamt stärken – deshalb unterstützen wir Crowdfunding-Initiativen wie das Café
Herzstück, das als Stätte der Begegnung am Marktplatz langfristig verortet werden soll. Dazu kommen in meinem Amt ungeplante Entwicklungen, auf die wir schnell richtig strategisch reagieren müssen, wie die anhaltende humanitäre Krise in Europa oder Corona. All das sind kommunale Herausforderungen, deren Bewältigung auch in meinen Händen liegt.

Wie wird bei Projekten priorisiert?

Ich persönlich stehe dafür, keine Konzepte für die Schublade zu entwickeln. Was geht, wird aktiv angegangen, was nicht geht, wird nicht weiter verfolgt. Um realistischer einschätzen zu können, ob Ideen zu Projekten werden können und um anschießend Umsetzungswege zu vereinfachen und zu verkürzen, habe ich mich zu meinem Amtsantritt auch um die Neuorganisation innerhalb der Verwaltung gekümmert und Aufgaben in einem Referat sowie in verschiedene Fachbereiche und -dienste zusammengefügt sowie eine neue Stelle für eine Fördermittel-Managerin geschaffen. Denn staatliche Zuschüsse erlauben es einer Verwaltung, trotz eigenem knappen Haushalt, Stadtentwicklung zu betreiben. Und das sehe ich als wichtige Aufgabe in meinem Amt.

Ein Fokus liegt auf der Förderung kindgerechter Spielplätze, wie dem „Ritterspielplatz“ (Foto), die Fantasie und Bewegung anregen.
Ab Sommer wird sich der Spielplatz „Doktors Wäldchen“ in einen Abenteuer-Dschungel verwandeln.

Welche Stadtentwicklungsprojekte befinden sich derzeit in der Umsetzung?

In Sachen Förderanträge haben wir im letzten Jahr gute Arbeit für die Bürgerinnen und Bürger geleistet. Zum Dorferneuerungsprogramm IKEK zählt z.B. der Bau eines neuen Dorfplatzes beim erweiterten Feuerwehrgerätehaus in Vormwald. Weitere Fördermittel werden höchstwahrscheinlich für das Feuerwehrgerätehaus in Grund sowie die Ortsmitte Oechelhausen bewilligt. Für mich ist es immer wieder toll, mit anzusehen, wie ein Förderprojekt Formen und Gestalt annimmt – z.B. bei der Ginsburg auf dem Weg zur barrierefreien Höhenburg, eine Initiative des „Vereins zur Erhaltung der Ginsburg“, der das gesamte Projekt aktiv umsetzt.

Welche Konzepte sind in der Planung?

In Planung ist, unser städtisches Logo „Leben am Rothaarsteig“ weiter mit Leben zu füllen, also Wanderwege zu zertifizieren und das Radwegenetz auszubauen. Auch sollen unsere Hilchenbacher Spielplätze miteinander verbunden werden – von der Herrenwiese über die Gerichtswiese an der Wilhelmsburg, an der Celenus-Klinik entlang zum Freibad und Minigolfplatz. Es geht um Klasse statt Masse. Uns erreichen zudem immer wieder Anfragen von mittelständischen Unternehmen. Deshalb befinden wir uns aktuell in der Planung zur Erschließung weiterer Gewerbeflächen, z.B. dem Areal des ehemaligen Hammerwerks. Auch das Gelände zwischen der Wilhelmsburg und unserem neuen Einkaufszentrum, auf dem sich aktuell noch der Parkplatz und ein nicht denkmalgeschütztes Haus befinden, soll sich in der Sichtachse künftig besser ins Stadtbild einfügen. Und natürlich steht das Thema Glasfaser auf der Agenda. Im Hinblick auf das Graue-Flecken-Förderprogramm sind wir guter Dinge. Ebenso optimistisch blicken wir auch auf die Bewerbung als LEADER-Region 2023-2027 gemeinsam mit den Kommunen Kirchhundem und Lennestadt. Unter dem Namen „SauerSiegerLand – Aus Woll und Woa wird Wir“ möchten wir die Regionsentwicklung kreisübergreifend angehen. Bereits jetzt sind über 300 Ideen eingereicht worden. Der Fördertopf beträgt 2,3 Millionen Euro. Mit einer Entscheidung rechnen wir noch dieses Frühjahr.

Welches Herzensprojekt haben Sie?

Als Vater einer vierjährigen Tochter liegt mir sehr am Herzen, Hilchenbach als familienfreundliche Stadt mit Bildungs- und Freizeitangeboten weiterzuentwickeln. Ein Fokus liegt dabei auf den Themenspielplätzen wie der geplante Abenteuer-Dschungel-Spielplatz im Dahlbrucher Doktors Wäldchen oder der bereits fertiggestellte Ritterspielplatz in der Herrenwiese. Hier verbringe ich selbst oft Zeit mit der Familie. Ich bin kein Unbekannter, sondern ein Bürger der Stadt – wie alle andern auch. Jeder darf sich mit seinen Problemen, Sorgen und Nöten an mich wenden. Dafür biete ich Sprechzeiten in meinem Büro an, in der ich mir ganz bewusst Zeit nehme. Aber natürlich bin ich auch auf dem Spielplatz ansprechbar.

Wenn einer an alle denkt, ist an alle gedacht. Das ist zusammengefasst Ihr Leitmotto als Bürgermeister, richtig?

Stimmt. Ich lebe Bürgernähe. Dabei sehe ich mich als Bürgermeister der Kernstadt, ebenso aller umliegender Ortschaften. Sie alle haben ihre eigene Kultur und Traditionen – sie alle standortgerecht weiterzuentwickeln, zu erhalten und zu pflegen ist mein Anliegen. Wer meinen Lebenslauf verfolgt hat, weiß aber auch, dass ich vor meinem Studium der Betriebswirtschaft mit Fachrichtung Tourismus im elterlichen Betrieb selbstständig war. Deshalb habe ich ein großes Verständnis für die Herausforderungen der freien Wirtschaft, insbesondere in schwierigen Zeiten wie diesen. Als erste Kommune in der Region unterstützen wir Selbstständige und Existenzgründer beispielsweise mit einem Mietzuschuss. Sind alle Voraussetzungen erfüllt, fallen für den Mieter bei 1.000 Euro selbst nur 140 Euro an. Möglich macht das ein Förderprogramm, um das wir uns beim Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen beworben haben. Genauso wichtig ist es mir, dass Hilchenbach seniorenfreundlich und vor allem barrierefrei wird. Dazu gehört die Erneuerung des Marktplatzes ebenso wie der Aufzug für das Viktoria Kino Dahlbruch. Lebens- und Erholungsqualität darf keine Frage des Alters sein und muss für alle zugänglich werden.

Was ist Ihr ganz persönliches Ziel?

Ich bin seit 50 Jahren in Hilchenbach zuhause und fest verwurzelt. Für mich hat sich nie die Frage gestellt, einmal von hier wegzuziehen. Denn für mich ist Hilchenbach absolut liebens- und lebenswert. Mein ganz persönliches Ziel ist daher, so lange meine Amtszeit andauert, alles dafür zu tun, um auch meiner Tochter und meinen Enkeln ein schönes Städtchen zu hinterlassen, von dem sie eines Tages vielleicht sagen: In Hilchenbach bin ich groß geworden, hier will ich bleiben.