Vermögensanlage in Inflationszeiten

Text: Lars Lubienetzki | www.lubienetzki.de

Was tun, wenn die Preise steigen?

Vermögensanlage in Inflationszeiten:
Investments mit Wert

Die Corona-Pandemie wirbelt weltweit das Leben durcheinander. Gleichzeitig sorgt der Krieg in der Ukraine in Verbindung mit erwarteten Lieferengpässen für einen enormen Preisanstieg bei Öl und Gas. Das spüren wir alle beim Tanken und auf der Heizölrechnung. Folge: Die Inflationsrate in Deutschland stieg zuletzt auf über fünf Prozent. Was bedeutet Inflation? Welche Möglichkeiten gibt es, um das eigene Vermögen vor Inflationsverlusten zu schützen?

GOLD, KRYPTOWÄHRUNG & BRIEFMARKEN

Beim Thema Gold als Anlage reagiert Markus Demary, wie bei Aktien, eher zurückhaltend: „Gold wirft keine Dividende oder Zinsen ab. Im Grunde profitiere ich als Anleger nur von den Preisschwankungen. Empfiehlt sich daher eher für Menschen mit hoher Risikopräferenz und etwas Geld auf der hohen Kante.“ Aufgrund starker Kursschwankungen sollte grundsätzlich nicht zu viel Geld in Gold investiert werden. Die Stiftung Warentest rät 10 Prozent des verfügbaren Vermögens in Gold zu stecken.

In aller Munde sind seit einiger Zeit auch sogenannte Kryptowährungen. Dabei handelt es sich um eine digitale Währung und ein digital abgesichertes Zahlungssystem, welches komplett ohne Banken als Mittler auskommt. Die bekannteste und älteste Kryptowährung nennt sich Bitcoin. Inzwischen gibt es neben Bitcoin viele verschiedene Kryptowährungen mit Namen wie Ethereum, Binance Coin, Tether oder Cardano, um nur die größten Währungen mit der höchsten Marktkapitalisierung zu nennen.

Eignet sich ein digitales Zahlungsmittel als seriöse Anlage und Schutz gegen Inflation? Die Meinungen in der Finanzwelt gehen weit auseinander.

Dazu etwas Hintergrund am Beispiel Bitcoin: Diese Kryptowährung ist in der Anzahl auf 21 Millionen Coins begrenzt. Die expansive Geldpolitik von Zentralbanken hingegen sorgt für einen stetigen Anstieg des Geldangebots. Zum Vergleich: Die Geldmenge in den USA ist seit Anfang des Jahres 2018 um mehr als 50 Prozent angewachsen. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl an Bitcoins nur um zwölf Prozent.

Gleichzeitig sinkt der Wert von Kryptowährungen auch schonmal in nur wenigen Monaten von 65.000 auf 30.000 US-Dollar. Bei solchen Zahlen schwindet sehr schnell der Glaube an eine sichere Anlage. Daher fällt das Urteil der meisten Finanzexpertinnen und -experten in Sachen Kryptowährung eindeutig aus: Finger davonlassen. Den Höhenflug von Bitcoin und Co. in Zeiten hoher Inflation bewerten die Fachleute als Zufall. Aus wissenschaftlicher Sicht sind Empfehlungen, in Kryptowährungen zu investieren, nichts weiter als ein Marketing-Argument. Volker Brühl, Geschäftsführer des Center for Financial Studies der Frankfurter Goethe-Universität, wird in einem Artikel des Berliner Tagesspiegel im Dezember 2021 mit den Worten zitiert: „Einen Inflationsschutz kann nur ein Sachwert bieten. Hinter dem Bitcoin steht aber kein realer Wert.“

Doch welche Sachwerte bergen Potenzial, wenn es darum geht, Vermögen in Zeiten hoher Inflation zu schützen? Ein Blick lohnt zunächst auf die Klassiker Briefmarken und Münzen. Wer diese Wertgegenstände sammelt, startet im Grunde eine Wette mit der Zeit. Denn wer weiß schon, ob eine Sondermarke oder eine Sonderprägung aus dem Jahr 2022 im Jahr 2072 vielleicht einmal besonders wertvoll sein wird?


„Das Sparbuch oder das Girokonto sind zum Vermögensaufbau längst ungeeignet. Inflationsgeschützte Anleihen, Immobilien, (Dividenden-) Aktien oder Gold hingegen schon, denn Sachwerte helfen. Dabei gilt: breit streuen und auf die Bewertung achten. Bei teuren Aktien ist Vorsicht geboten.“

Wolfgang Reeh
Standortleiter ODDO BHF Siegen

BEGRIFFE

Inflation ist nicht per se schlecht. Eine Deflation, also sinkende Preise aufgrund nachlassender Nachfrage, kann schlimmere Folgen haben. Unternehmen bleiben dann auf ihren Produkten sitzen und verschieben Investitionen. Die Wirtschaft stagniert. Auf lange Sicht drohen steigende Zinsen und am Ende der Verlust von Arbeitsplätzen.

Eine Besonderheit in Zeiten hoher Inflationsraten stellt die sogenannte kalte Progression dar. Dieses Phänomen entsteht, wenn Arbeitnehmer aufgrund gestiegener Preise einen Lohnausgleich erhalten, der höhere Lohn dann allerdings einem höheren Einkommenssteuersatz unterliegt. Aufgrund des progressiven Einkommensteuertarifs zahlen Arbeitnehmer dann höhere Steuern, bei gleichem Realeinkommen. Unterm Strich bleibt am Ende des Monats weniger Geld übrig, trotz Lohnerhöhung.


„Auch wenn in manchen Ballungsgebieten das Wohnraum-Angebot knapp ist – beim Immobilienkauf ist Hektik kein guter Ratgeber. Egal, wie einmalig die Gelegenheit erscheinen mag: Kapitalanleger sollten sich nicht unter Druck setzen lassen und keine vorschnellen Kaufentscheidungen treffen. Für ortsunkundige Investoren ist es empfehlenswert, einen erfahrenen Makler mit Markt-Know-how zu kontaktieren.


Frank Günther
Geschäftsstelleninhaber VON POLL IMMOBILIEN Siegen

TOP 3 ANLAGETIPPS

Eine gute Anlage-Strategie beginnt vorausschauend, bevor die Preise anziehen und die Lebenshaltungskosten steigen. Erfolgreiche Anlegerinnen und Anleger verteilen das vorhandene Portfolio vorrangig auf konservative Vermögenswerte, wie Immobilien, Aktienfonds, festverzinsliche Wertpapiere oder Bundesanleihen. Nur ein kleiner Teil des verfügbaren Kapitals fließt in spekulative Wertanlagen, beispielsweise einzelne Aktien oder Gold. Der Anteil hängt von der eigenen Risikobereitschaft ab und den finanziellen Möglichkeiten, um mögliche Verluste abfedern zu können.

Die Investition in Sachwerte erfordert viel Wissen über die Objekte, in die investiert wird. Wer sein Geld in Uhren, Oldtimer, Kunst oder Antiquitäten steckt, sollte Ahnung davon haben, welche Marken oder Gegenstände die nötige Qualität besitzen, um mit den Jahren im Wert zu steigen. Sachwerte oder Sammelobjekte wie Briefmarken oder Münzen eignen sich vor allem als Anlagegeschenk für die Nachkommen. Denn Seltenes wird mit der Zeit immer wertvoller.

Wer jetzt einen Teil seines Vermögens in ‚grüne‘ Fonds investiert, profitiert von Renditen im unteren zweistelligen Bereich. Die Investition in nachhaltiges Wirtschaften scheint mehr als nur ein vorübergehender Trend zu sein. Gleichzeitig unterstützen Anlegerinnen und Anleger mit ihrer Investition den Aufbau einer umweltfreundlichen Infrastruktur – eine Anlage mit gutem Gewissen.


„Immobilen spielen beim Vermögensaufbau immer eine Rolle. Unser Blick in die Vergangenheit bestätigt das. Alle unsere Projekte weisen eine konstant positive Wertentwicklung und eine solide Mietrendite auf.”

Simon Flick

Flick Treuconsult Immobilien GmbH & Co. KG


HISTORISCH: INFLATION IN DEUTSCHLAND

In Deutschland reagieren die Menschen besonders sensibel, wenn die Preise steigen. Denn durch die Erfahrungen in den 1920er-Jahren mit der Weimarer Republik und der zwischenzeitlichen Weltwirtschaftskrise ist die deutsche Finanzpolitik seit der Nachkriegszeit von dem Willen geprägt, hohe Inflationsraten zu vermeiden. Was war damals passiert? Durch die Folgen des Ersten Weltkrieges kam es in den frühen 1920er-Jahren zu einer Hyperinflation. Als Folge verlor die deutsche Währung rapide an Wert und Löhne wurden teilweise täglich ausgezahlt. Die Menschen hatten zwar eine Menge Geldscheine, für die es aber keine Waren mehr gab, weil die Händler ständig die Preise erhöhten. Vielfach galt die Devise: Waren und Dienstleistungen nur noch gegen Lebensmittel oder andere Produkte. Der Staat ‚profitierte‘ damals am meisten: Die deutsche Kriegsschuld sank auf einen Schlag von 154 Milliarden Mark auf 15,4 Pfennige.

UHREN, AUTOS & GRÜNE AKTIENFONDS

Anlegerinnen und Anleger mit einem Faible für seltene Postwertzeichen oder Sondermünzen, sollten mit dem Sammeln möglichst schon in jungen Jahren starten. Denn von einer ordentlich zusammengestellten Kollektion profitieren später einmal Kinder und Enkelkinder. So eine Investition als Geschenk für die nachfolgende Generation lohnt sich selbstverständlich nicht nur bei Briefmarken und Münzen.

Eine besonders emotionale Wertanlage stellen Kunst oder Antiquitäten dar. Gemälde oder alte Schätzchen gelten als sichere Anlage, denn gute Qualität lässt sich auf den internationalen Kunstmärkten immer gewinnbringend verkaufen. Gleichzeitig kommen Kunstliebhaber in den Genuss, ihre Geldanlage täglich im Blick zu haben. Ein doppelter Gewinn.

Auch Uhren sind in der jüngeren Vergangenheit im Interesse von Anlegerinnen und Anlegern gestiegen. Hier sollte auf bekannte Marken geachtet werden. Natürlich wirkt sich auch die Stückzahl auf den Wert aus, je seltener desto besser. Und: unbedingt auf klassische Modelle setzen.
Modische Trenduhren lassen sich später schwieriger wieder in Geld verwandeln.

Alte Autos eignen sich nicht nur für Anlegerinnen und Anleger mit großem Geldbeutel. Denn vor allem Tüftler und Bastler können von hohen Renditen profitieren. Wer sich auf dem Oldtimer-Markt etwas auskennt, kann hier für kleines Geld enorme Wertsteigerungen erzielen. Mit handwerklichem Geschick und Liebe zum Detail wird aus der alten Rostlaube ein fahrender Rohdiamant. Auch hier gilt: Je kleiner die Stückzahl eines Fahrzeugs, desto höher der Sammlerwert.

Bei Wein und Whisky steht im Gegensatz zur Anlage in Kunst und Antiquitäten der reine Genuss im Vordergrund. Alkohol eignet sich allerdings besser als Gaumenschmeichler und weniger als echte Geldanlage mit Potenzial. Selbst speziell aufgelegte Wein-Fonds haben bislang kaum Rendite abgeworfen.

Abschließend lohnt noch ein Blick auf einen neuen Trend: ‚grüne‘ Aktienfonds. In Zeiten von Klimaschutz und Fridays for Future entdecken viele Investoren ihr ‚grünes‘ Herz und möchten ihr Geld mit gutem Gewissen anlegen. Diese Entwicklung scheint mehr als nur eine Modeerscheinung zu sein. Eine Analyse im Handelsblatt aus dem November 2021 zeigt, solche Fonds, die in nachhaltige Technologien oder Branchen investieren, haben in den vergangenen fünf Jahren eine durchschnittliche Jahresrendite von mindestens 14 Prozent oder mehr abgeworfen.


Geldanlagen sollten sinnvoll und nachhaltig sein. Dazu eignen sich Wertpapierfonds, Immobilienfonds, Immobilien oder Versicherungslösungen. Kryptowährungen werden von uns bewusst nicht angeboten, da sie extrem spekulativ sind und einen unglaublich hohen Energieaufwand haben.”Geldanlagen sollten sinnvoll und nachhaltig sein. Dazu eignen sich Wertpapierfonds, Immobilienfonds, Immobilien oder Versicherungslösungen. Kryptowährungen werden von uns bewusst nicht angeboten, da sie extrem spekulativ sind und einen unglaublich hohen Energieaufwand haben.”

Burkhard Braach
Vorstandsmitglied Sparkasse Siegen


UNGEWÖHNLICHE ANLAGEN

Echte Sammler zahlen im Zweifel jeden Preis, um ihr Lieblingsstück zu besitzen. So erzielten der Sneaker ‚Nike Air Jordan 12 Flu Game‘ von US-Basketballstar Michael Jordan, die er im NBA-Finale 1997 getragen hat, bei einer Auktion einen Rekordpreis von 104.765 US-Dollar.

Und wer Lego bislang für bunte Bauklötze hielt, schaut besser noch einmal auf dem Dachboden nach. Möglicherweise liegen da unentdeckte Schätze. Kürzlich wechselte auf einer Internetplattform der Originalbausatz des ‚Millennium Falcon‘ aus der 2007er Star-Wars-Serie für 4.700 Euro den Besitzer. Der Originalpreis lag bei 450 Euro.

Und der letzte Schrei sind aktuell in Comicmanier gezeichnete gelangweilt dreinschauende Affen. Dabei handelt es sich um sogenannte NFT, non-fungibletoken, eine Kryptowährung. Im Gegensatz zu einem Bitcoin gibt es von einem NFT immer nur ein Exemplar. Die Affen sind los, weil sich unter die Käufer auch Prominente mischten, beispielsweise Sänger Justin Bieber oder Rapper Eminem. Einige Affenbilder erzielten Preise von über 300.000 US-Dollar.


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